Eine "Baustelle" zum Wohlfühlen

Seit 17 Jahren ist der „Marktplatz 8“ ein beliebter Treffpunkt im Herzen Westerburgs. Das Haus der Regionalen Diakonie Westerwald ist Teil der Tagesstätte für psychisch kranke Menschen, ist Café, Beratungsstelle und Geschenkelädchen. Nun wird der „Marktplatz 8“ renoviert – doch der Betrieb geht auf der gegenüberliegenden Straßenseite weiter.

Dort lädt das „Baustellencafé“ zum gemütlichen Verweilen bei einem Heißgetränk ein. „Baustellencafé“ – das klingt nach Thermoskannen und ratternden Maschinen. Und: nach einer Zwischenlösung.

Ein schickes "Provisorium"

In Wirklichkeit ist das Café am Marktplatz Nr. 10 aber ein schickes Lokal mit feinen Torten, duftendem Kaffee und engagierter Bedienung. Nur die liebevoll arrangierten Accessoires spielen auf den rustikalen Namen an: An den Wänden hängen Baustellenschilder, eine Leiter mit Pinseln und Hämmern; ein alter Grill dient als charmanter Blumenständer.

Martplatz 8 wird umgebaut

Matthias Becker ist Diplom-Sozialpädagoge und betreut die Begegnungsstätte – die eigentlich gegenüber liegt: „Der ,Marktplatz 8‘ ist nicht nur Café und Geschenkeladen, sondern auch Sitz der Kontakt- und Informationsstelle. In ihr begleite und beraten wir Menschen mit psychischen Erkrankungen und deren Angehörige“, erzählt Becker. „Künftig soll auch unsere Tagesstätte für psychisch kranke Menschen mit ihren rund 20 KlientInnen dort beheimatet sein. Deshalb muss das das Haus ,Marktplatz 8‘ barrierefrei umgebaut werden“, sagt der Sozialpädagoge: „Unter anderem bekommt er einen Fahrstuhl, einen ebenerdigen Eingang, neue Bäder und mehrere Räume für die tagesstrukturierenden Angebote.“

Ein Glücksfall

Die Kehrseite der Medaille: Das beliebte Café bleibt bis zum kommenden Frühjahr geschlossen. Doch die Diakonie Westerwald hat Glück: Die ehemalige Elektrohandlung auf der gegenüberliegenden Straßenseite steht leer; deren Besitzerin bietet es der Diakonie vor einigen Monaten zur Miete an. „Was für ein Glücksfall!“, freut sich Matthias Becker. Das Team des „Marktplatz 8“ richtet dort ein neues Café als Übergangslösung ein und tauft es „Baustellencafé“. Anfang September eröffnet es – und wird gleich gut angenommen: „Die Preise sind niedrig, und die Einnahmen fließen allesamt in die diakonische Arbeit“, sagt Matthias Becker. „Außerdem belebt das Baustellencafé den Marktplatz und sorgt dafür, dass die Diakonie und ihre Arbeit im Herzen der Stadt sichtbar werden.“

Klienten machen mit

Zurzeit arbeiten dort elf ehrenamtliche HelferInnen und zwei Mitarbeiterinnen des Diakonischen Werks auf Stundenbasis sowie eine Mitarbeiterin, die über eine Maßnahme des Jobcenters Westerwald finanziert wird, sagt Matthias Becker. „Auch die Klienten der Tagesstätte machen mit: Manchmal backen sie einen Kuchen, bereiten das Essen vor oder helfen an anderen Stellen im Service.“ Die meisten Kuchen und Torten kommen allerdings von einer Konditorei aus Langenbach.

Tolle Aufteilung

Das Baustellencafé ist also mehr als eine Übergangslösung. Für den Diakonie-Mitarbeiter könnte es gar ein Vorbild für die Gestaltung des neuen „Marktplatz 8“ sein. „Das Baustellencafé hat eine tolle räumliche Aufteilung: Es ist heimelig und gemütlich und bringt uns auf neue Ideen, wie wir das Gebäude gegenüber gestalten“, erzählt Matthias Becker. „Wichtig ist, dass es einladend wirkt. Denn was vielen gar nicht bewusst ist: Das Baustellencafé‘ und der ‚Marktplatz 8‘ sind nicht nur Begegnungsstätte. Sie sind auch das Gesicht von Kirche mitten in der Stadt.“

Die Öffnungszeiten des „Baustellencafés“ sind montags bis freitags von 8.30 Uhr bis 17.30 Uhr sowie samstags von 10 bis 13 Uhr.

 

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