Ehrenamtliche stecken viel Herzblut in die Bad Marienberger Second-Hand Einrichtung

Kleiderladen „Mittendrin und mehr“ verkauft seit zehn Jahren Lieblingsstücke

Ehrenamtliche stecken viel Herzblut in die Bad Marienberger Second-Hand Einrichtung

Westerwaldkreis. Der Bad Marienberger Kleiderladen „Mittendrin und mehr“ feiert Geburtstag: Seit zehn Jahren warten dort Lieblingsstücke auf neue Besitzer. Für Menschen mit Sinn für Nachhaltigkeit, für solche mit schmalem Geldbeutel – und für alle, die  Spaß an schöner Second-Hand-Mode haben.

Auf den Weg gebracht haben „Mittendrin und mehr“ Michael Schwarzer aus Bad Marienberg, der Diakonie Westerwald und der Evangelischen Kirchengemeinde Bad Marienberg. Im Gründungsjahr des Kleiderladens, 2015, flüchteten mehr als eine Million Menschen nach Deutschland. Einige von ihnen kamen nur mit dem Nötigsten in einer Tasche in die Aufnahmeeinrichtung „Stegskopf“. „Damals überlegten Bad Marienberger Bürger, wie man diesen Menschen mit warmer Kleidung und Winterschuhen helfen könnte“, erinnert sich Martina Saal von der Regionalen Diakonie Westerwald und Koordinatorin des Kleiderladens. „Die Spendenbereitschaft der Bad Marienberger war überwältigend und ist es bis heute: Die Geflüchteten nahmen das Angebot gerne an – eine große Hilfe für die, die in Deutschland Fuß fassen mussten.“

Der Laden entwickelte sich mit gut erhaltener Kleidung für jedes Alter und jede Größe rasch zu einem offenen Ort für alle. Heute stöbern dort junge Leute und Familien ebenso wie Rentnerinnen und Rentner. Eben Leute, die das bunte Angebot an guter und günstiger Kleidung, die Beratung durch die Ehrenamtlichen und das „Schwätzchen“ nebenbei schätzen.

Die Bereitschaft der Bad Marienberger, tatkräftig zu helfen und sich ehrenamtlich zu engagieren, ist von Anbeginn groß: „Das Team des Ladens besteht aktuell aus 36 Frauen und einem Mann, davon neun Frauen, die seit Beginn dabei sind“, berichtet Martina Saal. „Sie alle sind das Herzstück und der Motor; sie geben dem Kleiderladen mit ihrer Begeisterung, ihrer Kreativität und ihrer Tatkraft sein Gesicht.“

Eine von ihnen ist Susanne Schwarz. Sie ist froh, Teil von „MittenDrin“ zu sein. „Als ich damals im Blättchen gelesen habe, dass der Kleiderladen Hilfe braucht, dachte ich: Ach, die nehmen Dich eh nicht, Du bist bestimmt schon zu alt! Aber sie haben mich willkommen geheißen, und der Kleiderladen ist für mich, das Team und die Kundinnen ein schöner Treffpunkt geworden.“

Bärbel Reeh pflichtet ihr bei: „Wir sind eben ein gutes Team und freuen uns aufeinander und darüber, wenn wir unsere Kunden mit einem schönen Stück glücklich machen können.“ Auch für Tina Caspar fühlt sich das Engagement nach mehr an: „Es entstehen Freundschaften – und zwar generationsübergreifend. Das Engagement verbindet uns.“

 

Den Ehrenamtlichen macht der Mix aus Beratung, Miteinander und Organisation Spaß. Dabei legen sie großen Wert auf die Qualität der Waren und die Optik im Laden.  Damit das gelingt, wird gespendete Kleidung sorgfältig sortiert sowie einer Geruchs- und Sauberkeitskontrolle unterzogen. Gute Ware wandert in die Regale, und zwar im Gegensatz zu manch anderem Second-Hand-Laden übersichtlich nach Größe gekennzeichnet und Art der Kleidung geordnet. Die Kundschaft soll sich schließlich wohlfühlen, findet das Team – und dazu gehört auch ein ansprechendes Schaufenster, das Monika Schimmelpfennig und andere Frauen passend zur Jahreszeit gestalten.

Kleidung, die nicht verkauft wird, geht an die Moldawienhilfe oder einen Verwerter: „Es gibt leider immer mehr schlechte Wegwerfware aus Fernost, die nach wenigen Wäschen nicht mehr zu gebrauchen ist“, sagt Martina Saal. Selbst nicht für den Verwerter: „Sind die Teile überwiegend aus Polyester-Mischungen, eignen sie sich noch nicht einmal zur Herstellung von Putzlappen oder Dämmwolle und müssen verbrannt werden.“

Und dennoch gibt es immer wieder die kleinen Schätze, an denen das Team und die KundInnen Freude haben: Einfach gute Ware, die abgegeben wird, weil sie nicht mehr passt. Oder der Kleiderschrank aus allen Nähten platzt. So ist der Kleiderladen jeden Tag aufs Neue für Überraschungen gut. Und das nicht nur bei Kleidung: Seit 2017 kümmert sich das Kleiderladen-Team um die „Marmer Bücherbox“ vor dem Kleiderladen und bietet kostenlosen Lesestoff an.

Denn was die Damen noch verbindet: Der Einsatz für Nachhaltigkeit. „Leider entwickeln wir uns immer mehr zu einer Wegwerfgesellschaft“, findet Eva Prill. „Mit unserem Beispiel wollen wir zeigen, dass es auch anders geht.“ (bon)

 

Geben Sie Ihrer abgelegten Kleidung eine zweite Chance: Gut erhaltene und saubere Kleidung für Frauen, Männer und Kinder wird während der aktuellen Öffnungszeiten gerne entgegengenommen:  Montag bis Samstag, 9 bis 12 Uhr und Montag bis Freitag, 14 bis 17 Uhr in der Bismarckstraße 39 in Bad Marienberg. Darüber hinaus sind helfende Hände willkommen: Nähere Informationen bei Christin Hahnenstein, Regionale Diakonie Westerwald, christin.hahnenstein@regionale-diakonie.de, Tel. 0179 7272755, www.diakonie-westerwald.de

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